Das jüdische Mahnmal in Dorstfeld – Rede des AMZDO auf der Demo am 16. Januar

demo1Wir stehen nun in der Nähe des jüdischen Mahnmals von Dorstfeld. Bei aller Aktualität des Antisemitismus, wegen der wir auf der Straße sind, sollte heute auch das Erinnern nicht in Vergessenheit geraten.

Seit 1989 steht an dieser Stelle ein Mahnmal des israelischen Architekten Israel Lanzman. Die dreidimensionale Raumskulptur besteht aus verschieden großen gelben Dreiecken aus Metall. Aus aus einer Betrachtungsperspektive fügen sich die Dreiecke zu einer Figur zusammen, die an den Davidstern erinnert. Wir wollen Euch kurz nahebringen, warum dieses Mahnmal hier steht:

Bis 1808 war es Juden verboten, in der Stadt Dortmund anzusiedeln, – und Dorstfeld bildete deshalb bis 1818 die jüdische Hauptgemeinde im heutigen Dortmunder Stadtgebiet. Die kleine Synagoge, an deren Zerstörung das Mahnmal erinnern soll, befand sich nicht direkt an der Stätte des Mahnmals, sondern an der ehemaligen Horststr. 6, dem heutigen Innenhof der gegenüberliegenden Wohnlage Dorstfelder Hellweg Ecke Arminiusstraße. Die Synagoge war ein schlichter Fachwerkbau, der sich nur durch leichte bauliche Merkmale von anderen Häusern unterschied. Der Sohn des letzten Synagogenvorstehers, Günter Baum, beschreibt sie so:

»Die Dorstfelder Synagoge gehörte zum Bescheidensten, was ich je an Gotteshäusern gesehen habe. Die Wände wie die Decken waren weiß getüncht. Vor den Fenstern aus kleinen Einzelscheiben befanden sich einfache weiße Baumwollvorhänge. Die Bänke waren wie alles Holzwerk, einschließlich der heiligen Lade aus schlichtem Tannenholz. Auf dem Podium vor der heiligen Lade, wo die Torarollen aufbewahrt wurden, hing ein roter mit metallisch glänzenden Fransen eingefaßter Sammetvorhang, auf dem in Gold- und Silberfäden gestickt, zwei Löwen die beiden Gesetzestafeln mit den Anfangsbuchstaben der 10 Gebote hochhielten. Nahe dem Eingang stand ein Ofen. Aber selbst, wenn er nicht dagewesen wäre, hätte man nicht gefroren. Die Intimität der kleinen Gemeinde strahlte ein Wärme aus; man fühle sich geborgen wie in einer Großfamilie.“

Bereits im Mai 1938 gab es Angriffe auf das Gebäude. Die Nazis schmissen die Scheiben ein und schmierten die Frage an die Wand: “Wann verschwindet dieser Judentempel?”. Die Antwort auf die Frage sollte nicht lange auf sich warten lassen: Ein SA-Trupp demolierte die Synagoge dann am 9. November 1938 während der Novemberprogrome endgültig. Die jüdische Gemeinde wurde dann zwei Jahre später dazu gezwungen, zunächst für den Abriss der Synagoge aufzukommen, um dann das Grundstück an die Nazis zu verkaufen.

Was auf die Zerstörung der Synagoge bei den Novemberpogromen folgte, wissen wir heute alle. Der Zivilisationsbruch Auschwitz fordert uns auf, die Vernichtungsabsichten aller heutigen Antisemiten ernst zu nehmen und schon in ihren Ansätzen zu bekämpfen.

Gegen das Vergessen: Erinnern heißt kämpfen!

Antifa-Medienzusammenhang Dortmund
https://twitter.com/amzdo

Siehe auch:

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.