Nazikundgebung gegen Geflüchtete fernab vom Geschehen

SonnenplatzSeit Tagen werden in Dortmund Geflüchtete, die über Ungarn nach Deutschland eingereist sind, mit einer beeindruckenden Solidarität empfangen. Die Dortmunder Neonazis, die heute zum dritten Mal versucht haben, diesen Empfang zu stören, bekommen derweil kein Bein an den Boden. Ihre Kundgebung gegen die Ankunft der Geflüchteten mussten sie am Sonnenplatz abhalten – auf der anderen Seite der Innenstadt.

Bereits Sonntag morgen und am Montag hatten die Neonazis versucht, gegen Geflüchtete und ihre Unterstützer_innen vorzugehen, waren dabei aber grandios gescheitert. Während schon am Samstag Abend eine aufgebrachte Menge die Neonazis bedrängte und ihre geplante Inszenierung in der Bahnhofsvorhalle unterbanden, entwickelte sich der Montag zur Sternstunde antifaschistischer Mobilisierungen der letzten Jahre. Bis zu 1000 Nazigegner_innen schlossen den Kundgebungsplatz an der Kampstraße ein, vertrieben zwischenzeitlich den Lautsprecherwagen und übten derart großen Druck auf die Polizeikräfte aus, dass sich der Abzug des Lautsprecherwagenszum Spießrutenlauf entwickelte.

Nach dieser Erfahrung hatten die Neonazis für den heutigen Tag versucht, ihren Kundgebungsort geheim zu halten. Bereits am Nachmittag sickerte jedoch durch, dass die Neonazis sich fernab vom Hauptbahnhof, am Sonnenplatz, versammeln würden. Für die 75 Neonazis, die sich schließlich an dem Platz im Dortmunder Kreuzviertel einfanden, hatte die Polizei einen Großeinsatz organisiert. Allein über 60 Einsatzfahrzeuge schirmten den Kundgebungsort ab, weitere standen in der Innenstadt und am Hauptbahnhof bereit. Die Nazis konnten ihre Kundgebung dadurch ohne mit den Vortagen vergleichbare Störungen abhalten. Publikum hatten sie allerdings auch nicht, abgesehen von Anwohner_innen, die mit Beleidigungen und antifaschistischer Musik dagegen hielten.

Das Ziel, die Neonazis vom Hauptbahnhof und den ankommenden Geflüchteten fernzuhalten, wurde schon im Vorfeld erreicht. Ein Großteil der Nazigegner hatte sich daraufhin entschlossen, die Polizeiarmada zunächst zu ignorieren, und versuchte die Gelegenheit zu nutzen, um im Stadtteil Dorstfeld eine Spontandemonstration abzuhalten. In dem westlichen Vorort wohnen zahlreiche Führungskader der Partei Die Rechte. Der Polizei gelang es zwar, viele Nazigegner auf dem Weg nach Dorstfeld zu stoppen, kleinere Gruppen schafften es aber, sehr zum Verdruss der Neonazis, bis in den Stadtteil. Statt die Nazigegner mit Polizeiketten und Fahrzeugketten auf Abstand zu den Neonazis zu halten, waren die Einsatzkräfte gezwungen, die Rückzugsräume der Neonazis in Dorstfeld zu schützen. 

Während die Neonazis am Sonnenplatz im Polizeikessel standen, kam am Hauptbahnhof der nächste Zug mit Geflüchteten aus München an. Wie schon in den Vortagen wurden die Menschen herzlich begrüßt und im Keuninghaus von Hilfsoganisationen verpflegt und durch freiwillige Helfer_innen mit Kleidung versorgt. Ein weiterer Zug wird in der Nacht erwartet, zur Stunde halten sich immer noch zahlreiche Nazigegner am Hauptbahnhof auf, um die Geflüchteten in Empfang zu nehmen.

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