Male Cruelty – Die Weltanschauung der Incels am Beispiel von Elliot Rodger

Foto: Rosa Antifa Wien

Am 23. Mai 2014 tötet der 22-Jährige #Incel Elliot Rodger sechs Menschen und danach sich selber in Isla Vista:

Nachdem er in seiner Studierendenwohnung drei Männer tötet, macht er sich auf zu einer weiblichen Studierendenverbindung und tötet zwei Studentinnen. Zuletzt fährt er durch Isla Vista und schießt auf Passant*innen und versucht diese zu überfahren. Nach Schusswechseln mit der Polizei tötet er sich selbst.
Elliot Rodger plant seine Tat lange. In seinem veröffentlichten Manifest spricht er vom „Tag der Vergeltung“, an dem er sich endlich an der Menschheit, vor allem an Frauen, rächen kann. Dafür, dass Frauen angeblich „Alpha males“, in der Incel Sprache gutaussehende, von klassischer Männlichkeit geprägte Männer, bevorzugen würden statt „nice guys“ und Gentlemen wie ihn. Er gibt Frauen die Schuld an allem, was schlecht läuft in seinem Leben. Er möchte sie bestrafen.

Elliot Rodger ist ein Incel. Incel steht für involuntary celibates – Menschen, meist Männer, die unfreiwillig keinen Sex haben, weil sie kein*e Sexualpartner*innen finden. Die „Red Pill“, die vermeintliche Wahrheit über die böse ungerechte Welt verschaffen soll, schluckt er, als er im Sommercamp von einem Mädchen beleidigt wird, dass er versehentlich anrempelt. Die Tatsache, dass es ein Mädchen ist, und auch noch eines, das er als gutaussehend empfindet, stört ihn unfassbar. Er benennt das in seinem Manifest als „Lebensveränderndes Ereignis“. Ab da geht er davon aus, dass Mädchen bewusst ihm schaden und ihn quälen wollen. Diese Wahnvorstellung verstärkt sich im Laufe seines Lebens immer weiter. Er geht bewusst auf eine katholische Jungen-Highschool, weil er Mädchen, die ihn nicht wahrnehmen, nicht ertragen kann. Nachdem er dort gemobbt wird, wechselt er die Schule, und als ein Junge ihn wieder mobbt, ist er sauer auf die Mädchen in dessen Umfeld, die durch ihren schlechten „weiblichen“ Charakter Gefallen an seinem vermeintlichen Leid empfänden. Diese „female cruelty“ sei dem weiblichen Geschlecht inhärent (angeboren).
Das Bild, das er sich von Frauen bildet, wird immer extremer: Frauen seien rein vom Sexualtrieb geprägte Wesen, die sich nach „Alpha-Männern“ umsehen würden, und deshalb nicht an ihm interessiert seien, weil er zu klein, zu unsportlich, zu arm sei, und zusätzlich eine malaysianische Mutter hat. Das Weltbild eines Incels ist zutiefst rassistisch.

Kurz vor seinem Amoklauf veröffentlicht er ein 140-seitiges Manifest über sein Leben. Er schreibt auch über seine Pläne am „Tag der Vergeltung“. Er beendet das Manifest mit einer Fantasie über eine Welt, in der Frauen in Konzentrationslagern verhungern, und wenige Cis-Frauen eingesperrt existieren, um zu gebären. Sexualität gäbe es seiner Vorstellung nach dann nicht mehr, weil die Quelle alles Bösen in der Sexualität – Frauen, kein Teil der Gesellschaft mehr seien. Diese Gedanken befriedigen ihn zutiefst, er möchte Frauen dafür bestrafen, vermeintlich so schlecht zu ihm gewesen zu sein. Er sieht sich als gottgleiches Wesen an, das über angebliche animalisch-weiblichen Triebe erhaben ist. Diese letzten Seiten zeigen, wie extrem sich sein Frauenhass radikalisiert und vertieft hat. In seiner vermeintlichen Utopie soll es einen Führer – z.B. ihn selber geben, der über alle Seiten gesellschaftlichen Lebens entscheidet und eine treue Armee unterstellt, die seine autoritären Vorstellungen durchsetzt.

Das Manifest von Elliot Rodger ebenso wie seine Videos sind einfach im Internet zu finden, es gibt Merch mit seinem Gesicht darauf. Er ist in Teilen der Incel-Community längst zu einem Idol und „Schutzheiligen“ geworden. Sein Konzept des „War on Women“ teilt er mit vielen anderen Incels. Eine Gesellschaft, in der weibliche Sexualität nicht nur tabuisiert, sondern auch verteufelt wird, fördert das zutiefst misogyne Denken der Incels. In Image-Boards wird sich über den Hass auf Frauen und die unfaire Welt ausgetauscht. Imageboards sind Internet-Foren, in denen man sich durch Kommentare und Bilder über verschiedenste Themen austauschen kann. Einige dieser Imageboards werden auch von der Alt-Right sowie von Incels benutzt. Gegenseitig bemitleidet und bestätigt man einander im Incel-Dasein. Als Reddit 2017 den Incel-Subreddit (ein „Thread“ kategorisiert nach Themen auf Reddit) bannt, hat dieser 40.000 Mitglieder und Elliot wird z.T. Saint Elliot genannt. Als ein 25-Jähriger in eine Menschenmenge in Toronto fährt und zehn Menschen tötet, bezieht er sich vmtl. auf Elliot Rodger.

Die Incel-Community ist eine Gefahr, – nicht nur für Frauen,- , die von der Politik unterschätzt wird. Incels und ihre Sehnsüchte nach Abschaffung aller Frauenrechte, sowie ihr Rassismus sind anknüpfungsfähig an tief frauenfeindliche rechte Bewegungen, wie bspw. an die Alt-Right-Bewegung. Linke sollten nicht vergessen, was für ein großer Bestandteil rechter Ideologie die tiefe Verachtung von Frauen ist.

* Dieser Text wurde verfasst von den Frauen dieser Gruppe

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