Redebeitrag am 11. November, dem Gedenktag für von Neonazis ermordete Antifaschist*innen auf der Kundgebung gegen den örtlichen Thor Steinar-Laden:
Rechte Ideologie mordet. Immer wieder. Es handelt sich um eine Sicht auf die Welt, die aus sich heraus auf Gewalt hinausläuft, diese fordert und verherrlicht. Ein Bündel von Vorstellungen, die ständig existenzielle Bedrohungen konstruieren, derer sich nur gewaltvoll und damit letztlich mit der physischen Auslöschung der Gegner*innen Herr werden lässt. Von dieser eigentlich nicht sonderlich neuen Einsicht, die in dieser Gesellschaft aber offenbar immer auf’s Neue ins Gedächtnis gerufen werden muss, zeugt nicht nur der vorgestrige 9. November, der Jahres- und Gedenktag an den nationalsozialistischen Terror im Zuge der Novemberpogrome 1938, sondern auch der heutige Tag, der 11. November.
Seit 2008, einem Jahr nach dem Mord an dem Madrider Antifaschisten Carlos Palomino, gilt der 11. November vielen Linken als internationaler Gedenk- und Aktionstag in Erinnerung an Opfer rechter Gewalt und insbesondere an ermordete Antifaschist*innen. Nachdem in der vergangenen Woche bereits auf den NSU und den Mord an Mehmet Kubaşık eingegangen wurde, möchten wir deshalb heute auch insbesondere an Thomas Schulz erinnern, der 2005 in Dortmund gar nicht weit von hier aufgrund seiner antifaschistischen Haltung von einem Neonazi erstochen wurde. Denn für Neonazis ist es legitim, auch ihre politischen Gegner*innen umzubringen. Seit 15 Jahren erinnern wir an Thomas und daran, dass Morde genau das sind, was Nazis tun, wenn ihnen nicht das Handwerk gelegt wird.
Bei den vergangenen Protesten gegen den Thor Steinar-Laden haben wir immer wieder auf die Bedeutung solcher Geschäfte für den Raumkampf der Rechten aufmerksam gemacht, die solche Brückenköpfe in der Innenstadt als Ausgangspunkt und Rückzugsort nutzen. Folgerichtig beeilten sich die Dortmunder Neonazis sowohl bei diesem als auch dem Laden davor, zu Beginn der Proteste gegen Thor Steinar sich hinter diese zu stellen. Davon dass diese Läden auch verurteilten Schlägernazis wie Matthias Drewer einen relativ sicheren Arbeitsplatz bieten ganz zu schweigen. Dass dieser Raumkampf in Übereinstimmung mit der Ideologie auch gewalttätig geführt wird, ist keine Überraschung und die Liste solcher Vorfälle in Dortmund ist lang. Auch am Tag der Eröffnung des neuen Thor Steinar-Ladens wurde dort eine Antifaschistin angegangen.
Im März hätte es eine große Demonstration anlässlich des 15. Jahrestags der Ermordung von Thomas Schulz geben sollen. Aufgrund der Pandemie wurde sie abgesagt. Wir möchten deshalb auch heute, am internationalen Gedenk- und Aktionstag in Erinnerung an die Opfer rechter Gewalt, ins Gedächtnis rufen, dass rechte Morde die Konsequenz rechter Ideologie sind. Erinnern bedeutet Kämpfen, deshalb werden wir weiter gegen rechte Banden und ihre Umtriebe vorgehen. Und wir werden gegen ihre Räume wie den Thor Steinar-Laden protestieren, bis das Ding dicht ist.
In Erinnerung an: Thomas Schulz, Silvio Meier, Davide Cesare, Carlos Palomino, Ivan Khutorskoi, Pavlos Fyssas, Jan Kučera, Celalettin Kesim und alle anderen Opfer rechter Gewalt. Kein Vergessen – siempre antifascista!