Der stadtbekannte Neonazi Michael Brück hat bekannt gegeben, dass er Dortmund verlässt. Er ist durch viele provokante Auftritte im Stadtrat sowie als Redner auf und Anmelder von Neonazi-Aktionen bekannt geworden.
Michael Brück wurde 1990 in Bergisch Gladbach geboren. Bis zu deren Verbot 2012 war er Führungskader der Neonazi-Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“. Ab 2015 war er als Ratsherr für die neonazistische Splitterpartei „Die Rechte“ im Stadtrat vertreten.
Für Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170, kommt Brücks Wegzug nicht überraschend: „Es hat sich seit Längerem abgezeichnet, dass Brücks Zeit in Dortmund vorbei ist. Es haben sich schon länger andere Nazi-Kader in den Vordergrund gedrängt.“ Seinen Ratssitz, den er mit „Die Rechte“ bei den vergangenen Kommunalwahlen wiedererlangen konnte, hatte er bereits an den Mathias Deyda abgegeben, der die Dortmunder Naziszene im Februar auch im Ausland als Redner bei einem Naziaufmarsch in Budapest vertrat. Auch der Neonazi Alexander Deptolla nimmt laut Schmidt zunehmend eine führende Rolle ein, besonders in der zuletzt von Misserfolgen geplagten Kampfsportvereinigung „Kampf der Nibelungen“, die maßgebliche Arbeit zur Vernetzung von gewaltorientierten Neonazis leistet. „Brücks Wegzug wird weniger verändern als viele hoffen. Dortmunds Naziproblem hat sich mit Brücks Wegzug nicht erledigt“, betont Kim Schmidt. „Umzüge, insbesondere zwischen Ostdeutschland und Dortmund, hat es immer schon gegeben. Daraus eine Schwäche der Naziszene abzulesen, wäre falsch“.
„Die aktuelle Tiefphase für die Dortmunder Neonazis ist vielmehr Resultat einer Gemengelage aus zahlreichen Faktoren,“ erläutert die Pressesprecherin. „Ihre früheren Großaufmärsche verlieren seit Jahren an Attraktivität und damit auch an Teilnehmer*innen. Das Konzept der Parteiarbeit hat zwar die Struktur der Kameradschaft gerettet, scheint aber nicht geeignet, um wie früher aktionsorientierte Neonazis zu binden. Gleichzeitig lösen sich aktionistischere Gruppierungen wie die AG West auf. Eine Reihe von wichtigen Figuren der Szene, sowohl Schläger*innen als auch Organisator*innen, sitzen aktuell hinter Gittern, während wichtige Projekte wie der „Kampf der Nibelungen“ mit Repression überzogen werden und hohe Verluste einfahren, anstatt Geld abzuwerfen.“
Schmidt warnt jedoch auch: „Trotzdem kann die Naziszene in Dortmund auf eine gewachsene Struktur aufbauen, die bis in die 80er zurückreicht. Diese Netzwerke verschwinden nicht über Nacht und haben schon früher den Wegfall und Rückzug einzelner Akteur*innen überstanden. Antifaschist*innen sind deshalb gut beraten, die Entwicklung genau zu beobachten und die zu erwartenden Erneuerungsversuche zu stören, sobald sie erkennbar sind.“