Am heutigen Sonntag fanden mehrere Kundgebungen in Dortmund statt. Die Autonome Antifa 170 demonstrierte unter dem Motto „Mythos Dorstfeld zerstören“ gegen rechte Raumnahme und die Nazis. Die Organisator:innen kündigten dabei eine weitere Demonstration nach Dorstfeld am 22.08. an. Als Reaktion auf die Kundgebung demonstrierten Neonazis am Nordmarkt. Zahlreiche Antifaschist:innen protestierten dagegen. In der Nordstadt hatte die Polizei ein Großaufgebot aufgefahren.
Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170 zeigt sich zufrieden mit der Kundgebung: „Wir haben deutlich gezeigt, dass Antifaschist:innen im Kampf gegen Rechts nicht nachgeben. Auch nach ein paar Wegzügen hat sich die Nazi-Problematik in Dortmund nicht erledigt.“ Erst am Freitag wurde ein WDR-Journalist von einem Nazi attackiert als dieser dort über die Beschädigung eines Stolpersteins berichtete.
Es war die dritte antifaschistische Kundgebung auf dem Wilhelmplatz in diesem Jahr. „Der Nazi-Kiez-Mythos bröckelt immer weiter. Spätestens jetzt standen die Nazis im Zugzwang, auf die Antifa-Präsenz zu reagieren, um ihr Gesicht in der rechten Szene nicht völlig zu verlieren. Die Nazis hatten angekündigt, Dorstfeld zu verteidigen. In Dorstfeld selbst standen fünf Nazis und haben Bier getrunken.“, erklärt Schmidt das Agieren der Nazis.
Auch am Nordmarkt kam es zu Gegenprotest: „Am Nordmarkt haben rund 200 Leute spontan gezeigt, dass sie die Provokation der Nazis nicht hinnehmen wollen. Während die Nazikundgebung hermetisch abgeriegelt wurde, wurde der Anmeldung in Dorstfeld von der Polizei gesagt, man würde Nazis, die zur Antifa-Kundgebung kämen, nicht aufhalten. Anders gesagt: Während die Polizei zu allem bereit ist, um Nazis vor Gegenprotest zu schützen, erklärt sie Linke zu Freiwild für Naziangriffe.“, kritisiert Schmidt. „Bereits zu Beginn positionierte die Polizei sich deutlich: Während die Nazis als geschlossener Mob laufen durften, mussten sich die Antifaschist:innen in Kleingruppen aufteilen. Die Polizei setzte damit ein deutliches Zeichen gegen Links.“
Die Autonome Antifa 170 kündigte auf ihrer Kundgebung eine weitere Demonstration an: „Am 23.08. jährt sich das Verbot der Kameradschaft Dortmund. Die Nazistrukturen wurden damals nicht zerschlagen. Um langewachsene, rechte Strukturen zu zerschlagen, muss ein kontinuierlich Kampf gegen rechte Ideologien auf allen Ebenen geführt werden. Eine einzelne Kundgebung reicht nicht aus. Deswegen gehen wir am 22.08. wieder auf die Straße, um gegen Nazis und ihre Ideologie zu protestieren.“
Die Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO) wurde am 23.08.2012 durch den damaligen Inneminister Jäger (SPD) verboten. Nur weniger Wochen später traten die Neonazis als Partei „Die Rechte“ auf, die ihnen mehr rechtlichen Schutz gewährt. Die Neonazis protestieren seitdem jährlich am Jahrestag des Verbots. In diesem Rahmen fand die letzte antifaschistische Demonstration nach Dorstfeld im Jahr 2017 statt, organisiert von der Autonomen Antifa 170.