Antisemitismus hat viele Gesichter, häufig versteckt er sich hinter Nebelkerzen und „Wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Bullshit. Manchmal ist er aber auch überdeutlich zu sehen. Im direkten Umfeld des Wilhemlplatzes, auf dem wir gerade stehen, wohnen z.B. Gestalten, die aus ihrem Hass auf Jüdinnen und Juden keinen Hehl machen.
Wir reden hier von den Mitgliedern des sogenannten „Nationalen Widerstand Dortmund“, die als Partei „Die Rechte“ ihre verbotene Vereinigung weiterführen und deutlicher denn je hetzen. Ob auf der Straße oder im Rathaus – Antisemitismus ist ein Kernpunkt ihrer politischen Agenda.
Einige Beispiele:
- Im November 2014 macht eine Anfrage der Neonazis im Stadtrat bundesweit Schlagzeilen. Die Rechte fordert vom Bürgermeister Auskunft über Anzahl und Wohnsitz von jüdischen Menschen in Dortmund.
- Als am 21. Dezember ein Aufmarsch der Neonazis im Dortmunder Norden von Antifaschist_innen verhindert wird, schreien sich die anwesenden Mitglieder der Partei „Die Rechte“ ihren Frust von der Seele – Mit Parolen unter anderem gegen die im KZ ermordete Anne Frank.
- An Sylvester kommt es direkt hier am Wilhelmplatz zu Ausschreitungen. Unter anderem wird im Laufe der Nacht ein Kranz am Manhnmal für die ehemalige Synagoge angezündet.
Die Vorfälle rufen Empörung hervor, verwundern können sie nicht. Bereits kurz nach dem Verbot ihrer Kameradschaft nutzten die Dortmunder Neonazis die Neugründung ihres Internetversandes, um ihren Antisemitismus zu betonen: der Nachfolger des Resistore-Versand heißt „Antisem.it“. Vom Verbot unbeeindruckt, lassen sie keine Gelegenheit aus, um ihren Hass auf Jüdinnen und Juden zu demonstrieren.
Auch vor ungewöhnlichen Allianzen schrecken sie dabei nicht zurück. Als im Sommer 2014 der Krieg im nahen Osten eskalierte und in der Bundesrepublik die Freunde der Hamas ihrem Antisemitismus auf Demonstrationen freien Lauf ließen, waren die Dortmunder Nazis mit dabei, im Hass vereint mit Muslimen, gegen die sie jetzt im Rahmen der HoGeSa und PeGiDa -Aufmärsche demonstrieren.
Die Neonazis um den ehemaligen „Nationaler Widerstand Dortmund“ vertreten einen besonders schrillen Antisemitismus, der in seiner Offenheit leicht zu erkennen ist. Sie stellen jedoch nur die Spitze eines Eisberges dar, dessen Masse unter dem vermeintlich ruhigen Meeresspiegel der bürgerlichen Gesellschaft schlummert. Wer mit Hilfe einschlägiger Studien in die Meinungsfluten dieser Gesellschaft eintaucht erkennt, dass antisemitische Einstellungen massenhaft geteilt werden.
Auch wenn der Anlass der heutigen Demonstration der Judenhass der Partei „Die Rechte“ ist: Der Kampf gegen Antisemitismus ist nicht nur ein Kampf gegen Neonazis. Er ist auch ein Kampf gegen diejenigen, die in Paris und anderswo Juden wegen ihres Glaubens angreifen. Ein Kampf gegen diejenigen, die von der Shoa nichts mehr hören wollen. Ein Kampf gegen diejenigen, die von Israel reden und doch „Die Juden“ meinen. Ein Kampf gegen diejenigen, für die hinter allem Übel immer nur die „Rothschilds“ stecken. Eben ein Kampf gegen JEDEN Antisemitismus.