Am letzten Wochenende gab es in Dortmund zwei Übergriffe durch Neonazis im Dortmunder Vorort Eving und der Innenstadt sowie zwei rechte Banner im Westfalenstadion. Mit diesem Artikel wollen wir die Situation in Eving beleuchten und einige der Akteure in der dortigen rechten Szene vorstellen.
Wie die Polizei berichtet, wurden am frühen Samstagmorgen drei Menschen Opfer eines Überfalls an der Reinoldikirche. Die Täter, die von der Polizei der rechten Szene zugeordnet werden, führten ein Messer und einen Teleskopschlagstock mit sich. Der Haupttäter soll ein 23-jähriger Nazi aus Datteln sein. Seine 19 und 20 Jahre alten Mittäter kommen aus Dortmund.
Einen weiteren Überfall gab es in der Nacht zum Sonntag im Stadtteil Eving. Hier hatte „Die Rechte“ am Nachmittag einen rassistischen Aufmarsch durchgeführt. 90 Nazis marschierten durch den Stadtteil und hetzten gegen Unterkünfte für Geflüchtete. Eving gehört seit Beginn des Jahres zu den Schwerpunkten der Dortmunder Nazis. Immer wieder führten sie im Stadtteil Kundgebungen durch, im Februar liefen sie mit Fackeln und Böller werfend vor eine Unterkunft. Samstagnacht, nur wenige Stunden nach dem Aufmarsch in Eving, griffen sechs Nazis eine vierköpfige Gruppe an. Vorher hatten sie diese gefragt, ob sie „Ausländer“ seien. Die Opfer wurden in der Friesenstraße mit einem Messer bedroht, auch ein Baseballschläger soll im Spiel gewesen sein. Die Polizei konnte vier der sechs Nazis festnehmen, der Haupttäter soll ein 51-jähriger Mann gewesen sein.
Erst ein Aufmarsch und dann ein bewaffneter Übergriff auf Migranten, die Politik der „Rechten“ in Dortmund. Eving ist dabei ein zentraler Bestandteil für den Raumkampf der Neonazis. Seit geraumer Zeit bekommen die Nazis in der Innenstadt kein Bein mehr auf den Boden. Ihre Aufmärsche werden blockiert und teilweise, wie im September, militant angegriffen. In manchen Vororten ist das anders, besonders in Eving. Von 2007 bis 2009 bestand im Stadtteil die Gruppe „Nationale Front Eving“, ca. 20 vor allem junge Neonazis machten durch rechte Schmierereien und immer wieder auch durch Angriffe auf sich aufmerksam. Oft stellten sie sich dabei allerdings dumm an, sodass viele Mitglieder der Gruppe mit Strafverfahren konfrontiert waren. Auch Auseinandersetzungen mit migrantischen Jugendlichen gingen für die Nachwuchsnazis schlecht aus. 2009 wurde es schließlich ruhig um die „Nationale Front“. Im Zuge der aktuellen rassistischen Welle formierte sich die Gruppe aber neu. In Eving tritt eine unglückliche Melange aus rechten Fußballfans und organisierten Neonazis in Erscheinung. Aufkleber und Sprühereien der „Borussenfront“ prägen den Stadtteil.
Neben den Führungskadern der Partei die Rechte haben auch einige Neonazis aus Eving maßgeblichen Anteil an den Vorgängen im Stadtteil:
Sascha Rudloff ist seit Jahren an der Schnittstelle zwischen rechten Hooligans und organisierten Neonazis aktiv. In der „Borussenfront“ gehört er heute zu den Frontmännern. Für die NPD und später für „Die Rechte“ saß er bis zum Sommer 2014 in der Bezirksvertretung Eving, bei der letzten Kommunalwahl hatte es für ein Mandat dann nicht mehr gereicht.
Bastian Burchert war bereits von 2007 bis 2009 eine Zentrale Figur der „Nationalen Front Eving“. Mittlerweile ist er Aktiv in der Partei „Die Rechte“ und nach Dorstfeld verzogen.
Frederic “Freddy” Mantwill trat erstmals im Rahmen der Nationalen Front Eving in Erscheinung und verschwand zusammen mit der NFE aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Seit 2013 taucht Mantwill wieder auf Aktionen der Neonazis auf, unter anderem beim Rathausüberfall im Mai 2014. Er tritt offen als Teil der Borussenfront auf und scheut keine Gewalt gegen Andersdenkende.
Herbert Bernhardt wechselte 2014 von den „Republikanern“ zur NPD und trat für diese direkt zur Kommunalwahl an. Aus seiner Leidenschaft für rechtes und rassistisches Gedankengut macht er kein Geheimnis. In seinem Garten findet sich eine abgewandelte Reichskriegsfahne. Im Netz bezeichnet er Muslime als Schweine und wünscht sich brennende Moscheen.
Markus Heckroth ist regelmäßiger Teilnehmer der rassistischen Kundgebungen von „Die Rechte“. In seinem Wohnumfeld finden sich rechte Schmierereien. Auch Heckroth war an dem ersten Organisationsversuch der NFE beteiligt.
Eine weitere Nazi-Aktion am Wochenende steht im Zusammenhang mit dem BVB. Beim Heimspiel am Sonntag äußerten sich rechte Fans in zwei Bannern gegen den Fan-Beauftragen Daniel Lörcher. Dieser treibt in letzter Zeit die antirassistische Arbeit beim BVB stark voran. Für Neonazis im BVB-Umfeld ist er die Personalisierung dafür, dass es für sie im und um das Stadion immer schwieriger wird.
Egal, ob im Westfalenstadion oder in Eving, es ist Zeit den Nazis weiter die Räume zu nehmen. Beim Fußball funktioniert das in letzter Zeit ganz gut – siehe die klare Solidarisierung mit Daniel Lörcher beim gestrigen Pokalspiel – in Eving bisher nur in Ansätzen. Aber Sascha Rudloff und seine Gesinnungsgenossen sollten sich über die Konsequenzen von rassistischen Übergriffen im Klaren sein. Im Februar zogen 60 Antifaschisten vor das Haus Rudloffs in der Friesenstraße. Im September brannte Rudloffs Auto.
Antifa is watching you – Time to act!