Vor elf Jahren, am 28.03.2005, wurde der Punk Thomas Schulz in der U-Bahn-Haltestelle Kampstraße ermordet. Schulz, den seine Freunde „Schmuddel“ nannten, starb, weil er den Neonazi Sven Kahlin für rechte Parolen zur Rede stellte. Im Verlauf des Streits zog Kahlin ein Messer und erstach den Punker.
Anlässlich des Jahrestages haben heute etwa 80 Menschen auf dem Bahnsteig der U-Bahn-Haltestelle, direkt am Tatort, des Ermordeten gedacht. Dabei wurde eine provisorische Gedenktafel angebracht. Mit einer kurzen Ansprache und einer Schweigeminute wurde an „Schmuddel“ erinnert.
Die Forderung nach einr Gedenktafel wird von Angehörigen, Freund_innen und Antifaschist_innen aus Dortmund bereits seit Jahren erhoben, es gibt sogar einen Beschluss der Bezirksvertretung – aufgestellt wurde sie jedoch nie. Auch das Gedenken am Bahnsteig wurde von der DSW21 jahrelang mit fadenscheinigen Gründen – in dem riesigen U-Bahnhof sei angeblich kein Platz – unterbunden.
Eine weitere Gedenkveranstaltung begann schon am Nachmittag. Ca. 50 Punks trafen sich an der Haltestelle Kampstraße, um an den Ermordeten zu erinnern. Auch der Ostermarsch machte dort Station. Zuvor hatten Neonazis in Dorstfeld versucht, die Ostermarsch-Demonstration zu stören.
Im Anschluss an das Gedenken am Bahnsteig zog etwa die Hälfte der Teilnehmer_innen in einer Spontandemonstration über die Rheinische Straße Richtung Dorstfeld, wo zahlreiche Kader des verbotenen „Nationalen Widerstand Dortmund“ – heute in der Partei „Die Rechte“ organisiert – wohnen. Kurz vor Dorstfeld stoppte die Polizei die Demonstration und hielt die Teilnehmer_innen der Demonstration für etwa 2,5 Stunden fest, um Personalien festzustellen und Fotos anzufertigen. Überraschend war dieses Vorgehen der Polizei nicht, hatte sie doch schon im letzen Jahr eigenmächtig die im Vorfeld genehmigte Route der Gedenkdemo durch Dorstfeld kurzerhand vor Ort untersagt.
Elf Jahre nach dem Mord haben wir deutlich gemacht, dass für uns weiterhin gilt: Kein Vergeben, kein Vergessen. Wir lassen uns weder den Ort, noch die Form unseres Gedenkens vorschreiben und fordern die Stadt Dortmund auf, endlich die beschlossene Gedenktafel aufzustellen.