In den letzten Wochen häufen sich Angriffe von Dortmunder Neonazis auf Menschen, die ihnen als politische Gegner gelten. Mit der Nachricht von einem Messerangriff am gestrigen Sonntag erreicht die aktuelle Serie rechter Überfälle eine neue und doch altbekannte Eskalationsstufe.
Im folgenden ein Überblick über die Vorfälle und der Versuch einer Einordnung
- Am 31. Juli griffen Mitglieder und Sympathisant_innen der Neonazi-Partei „Die Rechte“ in Köln eine Gruppe Antifaschist_innen im Hauptbahnhof an. Die Rechten hatten an einer rassistischen Demonstration gegen einen Aufmarsch von Anhänger_innen der türkischen Partei AKP teilgenommen. Einer der Betroffenen musste im Krankenhaus behandelt werden. Schon auf der Hinfahrt hatten die Neonazis einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers zufolge im Zug randaliert und einen Fahrgast verletzt – die Polizei beschränkte sich nach dem ersten Vorfall allerdings auf eine Kontrolle der Rechten, die danach weiter zu ihrer Demonstration ziehen durften.
- Am Tag darauf attackierte eine Gruppe von Neonazis in Dorstfeld mehrere Menschen mit Flaschenwürfen. Beteiligt an dem Angriff waren laut den Betroffenen Michael Brück (Stellvertretender Landesvorsitzender der Partei „die Rechte“) und Christoph Drewer (Stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei die Rechte).
- Am 2. August, wieder nur einen Tag später, wurden im Hafen auf dem Weg zur U-Bahn eine Gruppe Menschen von vemutlich Nazi-Hooligans angegangen. Die rechten Schläger hatten sich, Berichten der Betroffenen zufolge, mit einem Hammer und einem Teleskopschlagstock bewaffnet. Den Angegriffenen gelang es, die Verfolger abzuhängen.
- Am gestrigen Sonntag, dem 14. August, folgte der bisher schwerste Angriff der jüngsten Serie. Vermummte lauerten einem der Betroffenen des Angriffs vom 1. August vor seiner Wohnnung auf. Wie der Betroffene berichtet, schlugen sie auf ihn ein, einer der Angreifer zog ein Messer und stach zweimal zu. Der Betroffene erlitt eine Stichverletzung im Bauch und musste im Krankenhaus behandelt werden.
Die Dortmunder Neonazi-Szene ist seit Jahren für ihre Angriffe auf politische Gegner_innen berüchtigt. Seit dem Jahr 2001 starben in Dortmund mindestens 5 Menschen durch Angriffe von Neonazis. Abgesehen vom Mordanschlag des NSU, der bundesweit agierenden Nazi-Terrorvereinigung, gingen alle diese Morde von Neonazis aus, die Teil der Dortmunder Naziszene waren. Auch nach dem letzten bekannten Nazimord in Dortmund fielen die Schläger vom „Nationalen Widerstand Dortmund“ (NWDO) immer wieder durch Gewalttaten auf, bei denen die Betroffenen zum Teil schwer verletzt wurden. Nach dem Verbot des NWDO und dem Neuaufbau der Dortmunder Nazistrukturen unter dem Dach der Partei „Die Rechte“ gingen die Übergriffe zunächst zurück. Spätestens seit dem Angriff auf das Rathaus am Abend der Lokalwahl am 24.05.2014 ist diese selbst auferlegte Ruhepause wieder vorbei.
Die aktuelle Serie von Übergriffen ist insofern keine neue Dimension rechter Gewalt in Dortmund. Grund zu handeln ist sie dennoch. Die Nazistrukturen in Dortmund sind eine Gefahr für jeden, der ihnen als Ziel gilt, sei es als Projektionsfläche für ihren rassistischen und antisemitischen Hass, sei es als vermeintliche Gegner_innen in ihrem Kampf gegen alle, die sich diesem Weltbild widersetzen. Den Betroffenen der Übergriffe gilt unsere Solidarität. Den rechten Schläger_innen und Messerstecher_innen werden wir weiterhin mit allen notwendigen Mitteln Widerstand leisten.