Am 2. November führte eine Demonstration gegen das neonazistische Bekleidungsgeschäft „Tonsberg“ durch die Dortmunder Innenstadt. Die „Autonome Antifa 170„ hatte dazu unter dem Motto „Antifa bleibt Handarbeit! Thor Steinar dichtmachen!„ aufgerufen. Der Demonstration schlossen sich rund 350 Personen an.
Bei der Demonstration durch die vollen Einkaufsstraßen Dortmunds wurden Teilnehmende der Demonstration sowie Umstehende über die Umtriebe der Nazis informiert. Die „Antifa Linke Münster“ informierte über den NSU und die „Mean Streets Antifa„ legte dar, wie die Dortmunder Naziszene strukturiert ist. Die Antifaschist*innen wiesen darauf hin, dass die Dortmunder Nazis neben der Parteiorganisierung unter anderem in der Organisation des extrem rechten Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ mitwirken und auch im Rahmen von Fußballspielen immer wieder auftauchen.
In einem weiteren Redebeitrag wurde auf die Wahlergebnisse in Ostdeutschland hingewiesen. Mit einem besonderen Blick auf die vergangene Wahl in Thüringen schauten die Antifaschist*innen besorgt auf die Wahlerfolge der AfD. Mit der „Antifaschistischen Iniative Löbtau“ kam auch eine Dresdener Antifa-Gruppe zu Wort: „Uns wurde zugetragen, dass in Dortmund seit neuestem ein Thor-Steinar-Laden aufgemacht hat. Die traurige Nachricht der Eröffnung wird ein wenig dadurch gemildert, dass ihr seit Wochen dagegen auf die Straße geht“. Dresden hat ebenfalls eine besondere Rolle in Bezug auf die Neonazi-Marke: „Die sächsische Landeshauptstadt ist damit die einzige Stadt in Europa, in der es zwei Thor–Steinar–Läden gibt“, so die Dresdener Gruppe.
In einem Redebeitrag des antifaschistischen Jugendbündnisses „haekelclub590„ aus Hamm wurde über die vorübergehende Schließung der Nazi-Kneipe im Kentroper Weg 18 gesprochen. Es forderte die Stadt Hamm dazu auf, weiter alle Mittel einzusetzen, um die Nazi-Räumlichkeiten geschlossen zu halten.
Im Verlauf der Demonstration wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass der Thor-Steinar-Laden in der Innenstadt eine besondere Bedeutung hat. Da es sich hierbei um den einzigen Thor-Steinar-Laden in Westdeutschland handelt, ist er ein besonderer Anziehungspunkt für Nazis in ganz NRW. Die Veranstalter*innen der Demonstration befürchten so einen weiteren Anlaufpunkt für die Vernetzung der extremen Rechten. „Daraus resultiert eine Gefahr für alle Menschen, die nicht dem rechten Weltbild entsprechend“, warnt Kim Schmidt, Pressesprecherin der „Autonomen Antifa 170“. „Mit unserer Demonstration erklären wir uns solidarisch mit allen Betroffenen rechter Hetze und Gewalt. Neonazis verbreiten ein Klima der Angst.“ Die ersten Mieter*innen rund um das Neonazi-Bekleidungsgeschäft haben bereits ihre Mietverträge gekündigt. Der Vermieter möchte die Neonazi-Mieter gerne loswerden. Weil die Marke „Thor Steinar“ im Mietvertrag steht, stellt sich dies allerdings als schwierig heraus.
Die Veranstalter*innen der Demonstration zeigen sich insgesamt zufrieden: „Wir haben heute ein starkes Zeichen gesetzt und deutlich gemacht, dass rechte Raumnahme in Dortmund nicht ungestört passieren kann. Außerdem konnten wir zeigen, dass viele verschiedene Menschen keinen Bock auf rechte Läden haben“, so Kim Schmidt weiter. Im Vorfeld der Demonstration wurden Anreisen aus Bonn, Schwerte, Duisburg und Koblenz angekündigt. Auch die lokale „Fridays For Future“-Gruppe und das Bündnis „Seebrücke“ hatten für die Demo gegen den Thor-Steinar-Laden geworben.
Die Demonstration ist ein Teil vielfältiger Proteste gegen den Laden. In der Vergangenheit haben Unbekannte die Ladenfassade eingefärbt. In der letzten Woche musste das Geschäft zur Renovierung schließen, nachdem eine übelriechende, braune Flüssigkeit im Laden verteilt wurde. Zusätzlich veranstaltet das Bündnis „BlockaDO“ jeden Montag um 18 Uhr eine Kundgebung vor dem Geschäft. Dort treffen sich wöchentlich Menschen aus den verschiedensten Spektren und Anwohner*innen, um gemeinsam zu protestieren. „Wir freuen uns, wenn der Nazi-Laden wieder weg ist. Aber dadurch ist auch eine Vernetzung und ein neuer Austausch mit den Anwohner*innen entstanden“, beschreibt Schmidt die Situation.
Beim Abschluss der Demonstration wurde auf mehrere Veranstaltung in NRW hingewiesen. Für Dortmund wurde die nächste Demonstration am Montag um 19 Uhr am Cinestar beworben. Antifaschist*innen möchten nach Beendigung der wöchentlichen Nazi-Demos in der Nordstadt ein Zeichen der Solidarität setzen. Am kommenden Samstag, den 9. November, werden Proteste gegen einen Neonazi-Aufmarsch für die Shoa-Leugnerin Ursula Haverbeck in Bielefeld organisiert. „Die Rechte“, besonders der Kreisverband Dortmund, fordert Freiheit für die Inhaftierte.
Neben Werbung für Proteste gegen die geschichtsrevisionistische Nazi-Demonstration in Remagen am 16. November warb auch „Fridays for Future“ Dortmund für ihren Aktionstag am 29. November um 12 Uhr. Sie forderten ein gemeinsames Einstehen für Klimagerechtigkeit. „Wir freuen uns, dass wir mit unserer Demonstration zeigen konnten, dass es ein breites Bündnis gegen Nazis in dieser Stadt gibt“, resümiert Schmidt. „Wir werden weiter auf die Straße gehen und gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft einstehen.“