Coronavirus und Menschen auf der Flucht: Die Situation der Geflüchteten während der Pandemie

Die Insel Lesvos: Nachdem Anfang März Ärzt*innen, NGO-Helfer*innen und Journalist*innen von wütenden Anwohner*innen angegriffen wurden, die Größe des Geflüchtetencamps weiter ansteigt und Nahrungsmittellagerungen sowie von solidarischen Helfer*innen gebaute Schulen bei Bränden zerstört wurden, ist die Situation schlechter als je zuvor. Ärzt*innen und andere Helfer*innen konnten aus Sicherheitsgründen nicht arbeiten. Durch die mangelhaften hygienischen Bedingungen und die fehlende Möglichkeit, Abstand zu halten, leiden viele Menschen an Krätze und Läusen. Unter diesen Zuständen leiden alle Menschen ganz besonders aber diese, die in medizinischen Notsituationen sind, wie schwangere Menschen oder Diabetiker*innen. Die freiwillig auf Lesvos arbeitende Kardiologin Dr. Hana Pospisilova ist besorgt über einen möglichen Ausbruch einer Pandemie. Viele Geflüchtete leiden wohl unter Vitaminmangel, müssen Stunden in der Kälte auf Nahrungsmittel warten und hausen weiterhin in nassen Zelten. Laut ihr sind das ähnliche Zustände, unter denen die Spanische Grippe ausgebrochen ist.
 
Der Ausbruch des Coronavirus besorgt die rund 36.000 Menschen, die auf den Mittelmeerinseln gestrandet sind zusätzlich. Geflüchtete auf Lesvos, Samos, Chios, Leros und Kos sind in Camps untergebracht, deren Kapazitäten um das Sechsfache überschritten sind. Social Distancing? Unmöglich. Hygienische Mindeststandards wie Händewaschen? Auch teilweise unmöglich. Masken? Gibt es nicht. Diese Zustände bieten den perfekten Nährboden für die Verbreitung einer Krankheit wie Covid-19. Der Arzt Steven van de Vijver hält es für fast unmöglich, dass der Virus in den Camps nicht ausbricht. „Es wäre ein Wunder, den Ausbruch des Virus (in den Camps) zu verhindern, und es ist gefährlich Wunder zu erwarten.“ 
 
Zwei Camps in Malakasa und Ritsona sind bereits unter Quarantäne, nachdem die Krankheit dort ausgebrochen ist ebenso wie in etwa 30 weiteren Unterkünften auf dem griechischen Festland. Alles mit der Hoffnung der Regierung, die oft jungen Geflüchteten werden die Krankheit schon überstehen. Dabei kommen Geflüchtete noch schwerer an Tests und der Zugang zu medizinischer Versorgung ist besonders erschwert – wobei die Camps medizinisch sowieso schon viel zu schlecht ausgestattet sind Geflüchtete werden teilweise bereits in einigen der vielen geschlossenen Hotels Athens untergebracht, doch das sind noch viel zu wenige. Auch wenn dies in einer solchen Situation natürlich noch schwieriger wäre als eh schon, bedarf es einer sofortigen Evakuierung der Menschen!
 
Glücklich ist nur, dass Griechenland die Ausbreitung des Virus verhältnismäßig gut unter Kontrolle hat. Selbst die griechische Regierung erkennt das Problem, gemacht wird dennoch zu wenig. Nicht nur die griechische, sondern auch alle anderen Regierungen haben eine Verantwortung, der sie in keinster Weise gerecht werden.  Da helfen die wenigen EU-Staaten, die Kinder und Jugendliche aus den Camps aufnehmen wollen, nur wenig. Der Virus ist für ältere Menschen gefährlicher, und die Entscheidung darüber, welche Menschen „rettenswert“ sind und welche nicht, macht wütend und sprachlos!
 
Übrigens möchte Deutschland nun 50 unbegleitete minderjährige Geflüchtete von den Inseln aufnehmen. Zur Erinnerung: Über 36.000 Menschen sitzen auf diesen fest. Das ist nochmal heuchlicherischer, wenn man bedenkt, dass der Abteilungsleiter für Migration im Bundesinnenministerium, Ulrich Weinbrenner, NGOs darum bittet, lieber keine weiteren Menschenleben vor dem Ertrinken zu retten, während im Moment 150 Menschen auf einem Schiff festsitzen, und ein weiteres mit 80 Menschen als vermisst gilt. Ihre Imagepolitik täuscht daher nicht darüber hinweg, dass Deutschland und Europa das Leben von Geflüchteten egal ist.
 
Evakuierung jetzt! Europa du mieses Stück Scheiße!
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