Am Nordfriedhof in Dortmund gedenken wir der ermordeten Arbeiter:innen der Roten Ruhrarmee, die von der Reichswehr und rechten Freikorps nach dem Einmarsch nach Dortmund vom 6. April 1920 ermordet wurden. Geschickt wurden diese von der SPD–Regierung, um das Ruhrgebiet von den geschaffenen Arbeiter:innenräten „zu befreien“.
Doch wie kam es überhaupt dazu?
Am 13.03.1920 versuchten nationalistische Putschisten unter General Walter von Lüttwitz, Erich Ludendorff und Wolfgang Kapp die 1919 gebildetete Regierung in Berlin zu stürzen. Unterstützt wurden sie von großen Teilen der Reichsarmee, Freikorps und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Der „Kapp-Putsch“ genannte Putschversuch scheiterte, nachdem Gewerkschaften und verschiedene linke Parteien zum Generalstreik aufgerufen hatten. Es wurde der größte Generalstreik der deutschen Geschichte.
Am selben Tag enstanden auch im Ruhrgebiet Protestbewegungen und Demonstrationen gegen den Putsch, in deren Folge es Bestrebungen gab, selbst Städte im Ruhrgebiet zu übernehmen.
Die bewaffnete Rote Ruhrarmee schafft es so in vielen Städten schnell, die Freikorps zu besiegen – wie in Dortmund beispielsweis am 17.03.1920. In großen Teilen des Ruhrgebiets übernahmen Arbeiter:innenräte die Macht. Bis Ende März wurde das ganze Ruhrgebiet erobert. Die Bewegung der Arbeiter:innenräte war dabei von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. Als der Aufforderung der SPD-geführten Regierung nicht nachgekommen wurde, die besetzten Gebiete wieder der Weimarer Regierung zu übergeben, schickt die Regierung unter den sog. „Sozialdemokraten“ Hermann Müller und Reichspräsident Friedrich Erbert die Reichswehr ins Ruhrgebiet. Teile dieser waren auch schon am rechten „Kapp-Putsch“ vom 13.03 beteiligt gewesen.
Am 06. April 1920 maschierte die Reichswehr auch in Dortmund ein. Die Folgen für die Arbeiter:innen des Ruhrgebiets waren verheerend. Arbeiter:innen wurden von jenen verfolgt, gejagt und ermordet, gegen die sie kurz vorher noch die Demokratie durch den Generalstreik verteidigten. Sie fielen Todesurteilen und Massenerschießungen zum Opfer. Bis Mitte April wurden noch vermeintliche Verantwortliche „auf der Flucht“ erschossen. Der Besetzung des Ruhrgebiets und der Zurückeroberung durch die Reichswehr fielen rund 2000 Arbeiter:innen zum Opfer.
Viele der Grabsteine und Mahnmäler, mit welchen der ermordeten Arbeiter:innen gedacht wurde, sind im NS zerstört worden. Einige existieren aber bis heute, wie das Mahnmal auf dem Dortmunder Nordfriedhof. An vielen Orten wird aber auch gezielt der Mörder:innen gedacht: in Essen und Bottrop wird bspw. gleich mehrfach auf Gedenksteinen an Freikorps, Polizist*innen und Reichswehr erinnert.
Wir gedenken am heutigen Jahrestag des Einmarsches der Reichswehr nach Dortmund den Opfern, den Arbeiter:innen der Roten Ruhrarmee, welche von nationalistischen Freikorps, Polizei und Reichsarmee unter der SPD-geführten Regierung der Weimarer Republik ermordet wurden.