Polizei erschießt 16-jährigen in der Dortmunder Nordstadt

Am Nachmittag des 8. August 2022 haben Polizisten einen Jugendlichen in der Dortmunder Nordstadt erschossen. Die Autonome Antifa 170 fordert eine unabhängige Aufklärung und die Entwaffnung der Polizei.

Die Quellen sind noch spärlich, doch allein was die Polizei bisher zugibt, macht fassungslos. Bei einem Einsatz an der Holsteiner Straße haben Beamte das Feuer auf einen 16-Jährigen Jugendlichen eröffnet. Der Junge starb im Krankenhaus an den Polizeikugeln.

„Anwohner:innen berichten uns, dass den Schüssen eine mehrstufige Eskalation voraus ging.“ sagt Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170. „Die Beamten haben den Jugendlichen, der sich anscheinend in einer psychischen Ausnahmesituation befand, ein Messer mit sich führte und sich aggressiv zeigte, zunächst mit Pfefferspray und Taser attakiert und dann auf ihn geschossen.“

„Solche Abläufe kommen uns aus Berichten ähnlicher Vorfälle erschreckend bekannt vor,“ so die Pressesprecherin weiter. „Immer wieder eskalieren derartige Einsätze durch den Waffeneinsatz der Polizei, die nicht willens oder fähig ist, deeskalative Einsatzstrategien umzusetzen.“

„Von den von der Polizei im Einsatz getöteten Personen ist ein großer Teil psychisch gestört oder verwirrt gewesen oder befand sich in der konkreten Einsatzsituation bedingt durch Alkohol- oder Drogenkonsum nicht in einem Zustand, in dem er polizeiliche Anweisungen angemessen wahrnehmen oder darauf reagieren konnte. Schätzungen gehen von mehr als der Hälfte der getöteten Personen aus“, schreibt der Kriminologe Prof. Feltes in einem Paper aus dem Jahr 2020.

Die Presseprecherin verweist auch auf frühere Kritik, die die Gruppe der Dortmunder Polizei entgegenhält. Schmidt: „Die Nachricht von tödlichen Schüssen durch Dortmunder Polizist:innen fällt in eine Zeit, in der die Polizei aufrüstet. Erst kürzlich wurden den Beamt:innen in der Nordstadt Elektroschockpistolen („Taser“) zur Verfügung gestellt. Diese Fokussierung der Polizei weg von Deeskalationsstrategien und hin zu mehr und ausgefeilteren Gewaltmitteln ist unserer Meinung nach Teil des Problems.“

Das Problem mit den in der Nordstadt eingesetzten Polizist:innen ist für die Antifa 170 nicht neu. „Die Wache Nord der Polizei Dortmund hat in den letzten Jahren Skandale quasi gesammelt. Sei es die verprügelte schwangere Frau in der Shisha Bar, der Mann, der vor Polizist:innen kniend getasert wurde, Polizist:innen mit Maschinenpistolen bei Routineeinsätzen… Die Liste ließe sich fortsetzen. Dieser Polizei gehören die Waffen möglichst schnell abgenommen, bevor sie weiteren Schaden anrichten.“, fordert Kim Schmidt.

In der Pressemitteilung der Polizei wird angekündigt, dass nun andere Polizeidienststellen den Vorgang untersuchen werden, um Neutralität sicherzustellen. „Wir weisen diese Heuchelei zurück,“ stellt die Pressesprecherin klar. „Welche Neutralität sollen diese Beamten haben, die mit den Todesschützen auf die gleichen Akademien gehen, der gleichen Landesbehörde angehören und bei stadtgebietsübergreifenden Einsätzen kollegial zusammenarbeiten? Glaubwürdig neutral kann nur eine Untersuchung sein, die abseits der Dienstaufsicht des Innenministeriums geführt wird.“

„Wir sind schockiert von der Nachricht über den Tod des Jugendlichen,“ so Schmidt abschließen. „Wir wünschen den Angehörigen die Kraft, mit dieser schrecklichen Tat umzugehen. Wir sind unsäglich wütend.“

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