Am heutigen Abend gedachten Antifaschist:innen dem vor 18 Jahren ermordeten Thomas Schulz. Versuche der Polizei, die Kundgebung vom gewohnten Ort an der Ubahn-Haltestelle Kampstraße zu vertreiben, verhinderten die Demonstrant:innen.
Am 28.03.2005 ermordete ein Neonazi den Punk Thomas Schulz. Schulz, den seine Freund:innen „Schmuddel“ nannten, hatte dem Neonazi Sven Schröder (geb. Kahlin) wiedersprochen, als dieser rechte Parolen durch die Ubahnstation Kampstraße brüllte. Im darauffolgenden Streit zog der Neonazi ein Messer und erstach den Punk.
Seit dem Mord finden in Dortmund regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt, unter anderem die jährliche Kundgebung an der Oberfläche der Ubahn-Haltestelle Kampstraße. Heute jedoch sollte das Plötzlich nicht möglich sein. „Nach 18 Gedenkveranstaltungen mit oft mehr als 500 Teilnehmer:innen behaupteten die Einsatzkräfte von Polizei und Nahverkehrsbetrieb DSW21 heute, die Versammlung würde die Rettungs- und Verkehrswege stören und müsse deswegen ihren angestammten Platz räumen“, berichtet Kim Schmidt, Pressesprecherin der Organisierenden Gruppe Autonome Antifa 170. „Das diese Gründe vorgeschoben sind, ist offensichtlich und ein Schlag ins Gesicht für die Menschen, die dem ermordeten Thomas Schulz Gedenken wollen.“
Die Teilnehmer:innen ließen sich von der Polizei jedoch nicht beirren. „Wir haben uns dieser absurden Schikane selbstverständlich nicht gebeugt“, stellt Schmidt klar. „Die Kundgebung hat genau so statt gefunden, wie wir sie geplant haben. Die Einsatzkräfte versuchten zwar, zur Lautsprecheranlage vorzudringen, wurden daran aber von den Demoteilnehmer:innen gehindert und entschieden sich gegen eine Auseinandersetzung mit der Gedenkkundgebung. Stattdessen wurden Kameras auf die Gedenkveranstaltung gerichtet – eine Unverhohlene Drohung, sich später für den Verlauf der Versammlung zu revanchieren.“
Auf der dann folgenden Kundgebung sprachen Vertreter:innen verschiedener Antifaschitischer Initiativen. „Wir freuen uns, dass neben der Rednerin der Autonomen Antifa 170 zur Problemlage rechter Gewalt rund um die Morde an Thomas Schulz und dem Kioskbesitzer Mehmet Kubaşık auch die Initiative Erinnern Verändern gesprochen hat, die Selbstkritisch über die Entwicklung des Gedenkens in den letzten Jahren berichtet und darauf hingewiesen hat, das Antifaschistisches Gedenken Leerstellen aufweist, die wir füllen sollten,“ fasst die Pressesprecherin den Verlauf der Veranstaltung zusammen.
Neben den Redebeiträge wurde zur Teilnahme an weiteren Antfaschistischen Versammlungen in den nächsten Tagen und Wochen aufgerufen. „Der Tag der Solidarität, das Gedenken an Mehmet Kubaşık, ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Antifaschistischen Erinnerungskultur in Dortmund“, so Schmidt. „Eine Aktuellere Problemlage thematisiert eine Kundgebung an der Ubahn-Haltestelle Unionstr. am Samstag (1.4.). Im Unionsviertel versucht sich aktuell eine Bande rechter Schläger breit zu machen und bedroht Antifaschist:innen und Anwohner:innen. Wir sagen: Erinnern heißt kämpfen, und rufen dazu auf, am Samstag die Menschen aus dem Unionsviertel zu unterstützen. Dann hoffentlich ohne polizeiliche Schikane.“