Unter dem Motto „Kein Schlussstrich“ fanden anlässlich der Urteilsverkündung im Prozess gegen die Terroristen des sog. „Nationalsozialistischen Untergrunds“ in München am heutigen Mittwoch Demonstrationen in 13 Städten statt. Die Demonstrant_innen bekräftigten die Forderungen der Angehörigen und Betroffenen nach vollständiger Aufklärung der Morde und Sprengstoffanschläge. Bundesweit waren über 10000 Menschen auf der Straße, davon 6000 bei der zentralen Demo in München.
In Dortmund begann die Demonstration an der Reinoldikirche mit der Aufführung eines Ausszugs aus den NSU-Monologen. In dem Theaterstück kommen die Betroffenen und die Angehörigen der Opfer zu Wort, in diesem Ausschnitt Elif Kubaşık, die von ihrem ermordeten Mann Mehmet berichtet. „Es ist notwendig, die Perspektive der Opfer und Angehörigen zu stärken“, stellt Thorsten Neumann, Pressesprecher des Bündnisses „Kein Schlussstrich Dortmund“ klar.
Bei einer Zwischenkundgebung an der Polizeiwache Nord ging eine Rednerin auf die Verstrickungen zwischen Polizei, Geheimdiensten und Kontinuitäten und Verstrickungen in der rechten Szene ein. „Es ist skandalös, dass die Bundesanwaltschaft Beweisanträge der Nebenklage abgelehnt hat und die V-Leute schützt, die Akten werden unter Verschluss gehalten und Aufklärung verunmöglicht“, so Marie Kemper vom Bündnis. „Es ist eine zynische Verhöhnung der Opfer, dass der Verfassungsschutz nach der Selbstenttarnung des „NSU“ nicht etwa aufgelöst, sondern mit weiteren Befugnissen ausgestattet wurde.“
Mit einer Schweigeminute gedachten die Teilnehmer_innen auf der Mallinckrodtstraße des Ermordeten Mehmet Kubaşık, der hier am 4. April 2006 in seinem Kiosk erschossen wurde. Ihren Abschluss fand die Demonstration vor der Gedenkstätte Steinwache am Mahnmal für alle vom NSU Ermordeten. „700 Menschen haben heute in Dortmund trotz Platzregen ein starkes Zeichen gesetzt“, so das Fazit des Bündnis. „Wir werden nicht zulassen, dass unter die Aufklärung ein Schlussstrich gezogen wird, solange die Helfer des NSU noch unerkannt herumlaufen und rechter Terror und Gewalt in Deutschland Alltag sind.“