Für den Samstag ruft die Autonome Antifa 170 dazu auf, um 14 Uhr zur Reinoldikirche zu kommen, um gemeinsam als Demonstration unter dem Motto „Bringin it down – beständig und konsequent gegen rechte Strukturen“ nach Dortmund-Dorstfeld zu ziehen, um gegen die lokale Naziszene und den Mythos um den angeblichen „Nazikiez“ zu protestieren. Erst vor wenigen Tagen jährte sich das Verbot der Nazi-Kameradschaft „NWDO“ zum zehnten Mal. Die Antifaschist:innen kritisieren die Wirkungslosigkeit des Verbots und betonen die Wichtigkeit als Zivilgesellschaft gegen die Neonazis vorzugehen.
Bereits am Dienstag protestierten Antifaschist:innen gegen die Neonazis, die auch zehn Jahre später noch gegen das Kameradschaftsverbot demonstrieren. Es war einer der wenigen öffentlichen Auftritte der Neonazi-Szene in der letzten Zeit. „Dass zu der letzten Kundgebung gegen das Kameradschaftsverbot nur 50 Nazis kamen, zeigt die aktuelle Schwäche der Nazi-Szene. Gleichzeitig zeigt es, dass wir in Dortmund immer noch ein Nazi-Problem haben“, so Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170. „Die Neonazis blicken auf eine lange Geschichte zurück und das Kameradschaftsverbot stellt keinen Bruch für die Neonazi-Szene dar. Für den Bruch der Neonazi-Szene müssen Antifaschist:innen und die Zivilgesellschaft sorgen. In den letzten Jahren konnten wir schon viel erreichen, aber das reicht uns noch nicht. Eine schwächelnde Nazi-Szene ist kein Signal dafür, sich zurückzulehnen. Für Antifaschist:innen ist es gerade jetzt wichtig, nachzutreten. Trotz ihrer aktuellen Schwäche sind die Dortmunder Neonazis weiterhin organisiert und vernetzt. Unser Ziel ist es, der Nazi-Szene ein Ende zu setzen, bevor sie wieder an Stärke gewinnen. Die Demonstration ist ein Baustein im Kampf gegen Nazis.“ In einer Reaktion auf Telegram kündigte die Splitterpartei „Die Rechte“ keine Gegenaktionen an. Im letzten Jahr haben Neonazis gegen die Demo geklagt, nachdem die Polizei ihnen die Route weitergegeben hatte, und warfen der Demonstration Steine entgegen. „Verletzt wurde niemand, der Angriff ist aber ein Beispiel für das Gewaltpotential der schwächelnden Neonazi-Szene. Das gilt es auch für den kommenden Samstag zu bedenken“, bewertet Schmidt.
Bereits in den 2000er Jahren zogen die ersten Neonazis gezielt in die Straßenzüge nahe des Wilhelmplatzes in Dorstfeld, um einen so genannten Nazi-Kiez zu etablieren. In den folgenden Jahren übernahmen vielfach Medien und Zivilgesellschaft die Erzählung, dass Dorstfeld ein Nazi-Stadtteil sein, obwohl die Neonazis tatsächlich keine Kontrolle über den Stadtteil hatten. Trotzdem stellen die Neonazis eine Gefahr für viele Menschen dar. Die Anzahl und Intensität rechter Gewalttaten schwankt dabei wellenartig und wird mal stärker, mal schwächer. Der Neonazi-Szene schlug in den vergangenen Jahren vielfältiger Protest entgegen. Nachdem die Zivilgesellschaft immer wieder Druck auf die Stadt ausübte, wurden auch Stadt und Polizei gegen die rechte Szene aktiv. Dadurch sind die Neonazis unter anderem häufiger von Repression und städtischen Öffentlichkeitsaktionen betroffen.